Vorwort
Es gibt wenige bis keine Knoten, die »die Freifunk-Initiative Gütersloh« selbst betreibt. Freifunk ist ein Mitmach-Netz, für den Knoten/die lokale Installation sind in aller Regel die Aufsteller verantwortlich — zentral beeinflussen können wir nur die Gesamtperformance des Netzes, die an einzelnen Knoten hängt von den Bedingungen beim Aufsteller ab (Leistungsklasse des gewählten Freifunk-Knotens, Nutzung des Freifunknetzes (Anzahl Clients, Durchsatz) sowie Internetzugangsbandbreite). Und, klar, wie gut wir das Netz im Hintergrund im Griff haben.
Auf die Ausstrahlung (2,4 und/oder 5 Ghz) haben wir somit auch keinen Einfluß; i. d. R. wird ein Aufsteller bei Dual-Band-Geräten beide Frequenzbänder freigeben. Außerhalb geschlossener Räume dürfen WLAN-Router mit nicht zertifizierter Firmware allerdings nicht oder nur sehr beschränkt im 5 GHz-Band betrieben werden (Stichworte DFS, TPC) — bzw. »sollten«: Störungen von Primärnutzern (WLAN ist nur »Gast« in Teilen des 5-GHz-Bandes) können die BNetzA auf den Plan rufen. DFS/TPC wiederum sind in OpenWrt bislang nur rudimentär umgesetzt.
Rathaus Gütersloh
Die Ausstrahlung des Freifunk-Signals erfolgt über die WLAN-Installation (per Multi-SSID & Zuführung per VLAN) des Rathauses nach Maßgabe/Einstellung dort. Technisch werkelt da irgendwo »im Keller« ein TP-Link TL-WR1043ND v2 und setzt die Daten aus dem Haus-WLAN ins Freifunk-Netz um und umgekehrt.
Ich will nicht auschließen, daß er mit 90 Clients einfach überfordert ist. Testen kann »die Freifunk-Initiative Gütersloh« sowas auch nicht — unter anderem sind wir keine 90 Leute mit 90 Handies, die das mal eben nachstellen könnten (»Auf die Plätze. Fertig. SURF!« ).
Mit welcher Bandbreite der Freifunk-Knoten dort angebunden ist: wir wissen es nicht; evtl. DSL 16/1, vielleicht VDSL.
Aber selbst bei VDSL2 mit Vectoring, also 100/40 MBit/sec, bliebe nicht viel pro Client übrig: der 1043v2 schafft mit dem eingesetzten Tunnelprotokoll (Anbindung ans Freifunknetz) ca. 20-30 MBit/sec, dann ist die CPU am Anschlag. 30 MBit/sec auf 90 Clients verteilt ergibt rechnerisch 333 kBit/sec — nicht mal UMTS-Niveau. Und wenn die CPU am Anschlag ist, geht auch kein Bit mehr durch die Leitung; Erfahrungswerte deuten an, daß ab 70% CPU das Netz über diesen Knoten schon unbenutzbar wird.
Das gilt auch für die Gegenseite, also bei uns: aus technischen Gründen können wir derzeit nur 4 Gateways nutzen, und bei allen schlagen die entsprechenden fastd
-Prozesse schon mal mit 60-99% CPU an. Daher ist das Netz manchmal gut, manchmal Grütze
Unsere Seite »aufzubohren« steht in den Startlöchern. Aber ob ein 40 EUR-Gerät, selbst mit freier Software, überhaupt technisch in der Lage ist, 90 Clients sinnvoll und fair zu verwalten? Wissen wir wirklich nicht.
Beispiel: Sparkasse
Bei der Sparkasse hatten wir ein ähnliches Szenario: der eingesetzte Router war überfordert und man suchte das Gespräch. Derzeit läuft dort als Test ein x86-ThinClient als »Offloader« (Umsetzer zwischen Freifunknetz und dem Multi-SSID-WLAN).
Optimal ist das noch immer nicht, denn unsere Struktur erlaubt es nicht, »Großinstallationen« einfach auf dedizierte Gateways zu legen; mittlerweile eher kurz- denn mittelfristig müssen wir daher vom Nadelöhr fastd
wegkommen.
Performance ist nur vor Ort testbar
Dem aufmerksamen Leser ist ein Unterschied aufgefallen. Nämlich, daß wir von der Sparkasse über schlechte Performance informiert und nach Abhilfe gefragt wurden. Aus der Ferne könne wir die »Endkundenexperience«, sprich, wie gut/schlecht das Netz aus Sicht des Mobiltelefonnutzers funktioniert, nicht beurteilen. Dies geht nur vor Ort, und insofern sind wir darauf angewiesen, daß der Knotenaufsteller sich an uns wendet, damit wir gemeinsam nach Lösungen schauen können.
Bitte nicht falsch verstehen; Meldungen zu Problemen sind richtig und wichtig; strukturbedingt (Knoten gehört Aufsteller und wird alleine von ihm betrieben) können wir aber nicht viel mehr machen, als dies zur Kenntnis zu nehmen. Genausowenig, wie wir bei Lieschen Müller klingeln können und Zugang zu ihrem Freifunk-Knoten zwecks Messung verlangen, weil Erwin Mustermann meinte, der performe schlecht, können wir dies beim Bürgermeister. Im derzeitigen Setup ist dies leider so.
Für neue Knoten, oder solche, die ein schnelleres, effizienteres Tunnelprotokoll nutzen möchten, soll, so der Plan, sich das Szenario ändern — die Angabe einer (gültigen) Mailadresse ist dann zwingend, inkl. Rechteerteilung zur Kontaktaufnahme; DSGVO läßt grüßen.
Bevor jetzt aber verhinderte Freifunk-Nutzer am Rathaus-Infotresen oder in der Systemgastronomie sich ›auskotzen‹ über ›den scheiß Freifunk‹, denkt daran, daß auch die Aufsteller zu nichts verpflichtet sind.
Und daß jede Organisation den Weg des geringsten Widerstandes sucht.
So hat ein Systemgastronom in der Innenstadt augenscheinlich Freifunk durch Zahlfunk ersetzt. Ohne daß wir kontaktiert wurden ob Problemen oder dergleichen. Insofern ist auch darauf hinzuweisen, daß die Infrastruktur im Rathaus nicht ganz freiwillig errichtet wurde:
Danach soll zum einen zeitnah zusammen mit der Initiative Freifunk
Gütersloh die Versorgung des Rathauses, insbesondere der öffentlichen
Wartebereiche, etwa am Bürgerbüro sowie der Kulturräume geprüft werden.
In den »Kulturräumen« (lies: dem gegen einen Bürgerentscheid gebauten Theater) gibt es auch 3(!) Jahre nach dem Ratsbeschluß(!) keinen Freifunk — irgendwas mit »WLAN-Rechte verpachtet« oder so. An »uns« liegt es jedenfalls nicht. Wir würden gerne mehr machen mit der Stadt Gütersloh; solange das eine Einbahnstraße bleibt, können wir nur kopfschüttelnd vom Straßenrand zuschauen — und eben den Fokus auf Kreisteile legen, die zukunftsorientiert und technikaffin sind.